Geschichte
Es lässt sich heute nicht mehr mit letzter Sicherheit feststellen, von welchen Überlegungen sich die Vereinsgründer Heinrich Pasing, Bernhard Keller, Richard Jansen, Heinrich Osterbrink, Hubert Goldschmied, Johann Twickler und andere haben leiten lassen, als sie sich in den Jahren 1896/97 mit Tatkraft für die Gründung eines eigenen Schützenvereins im Grevener Süden einsetzten.
Man wird jedoch annehmen dürfen, dass sie von dem Gedanken ausgegangen sind, durch einen regional abgrenzbaren eigenen Verein zum Zusammenhalt im damaligen Sandweg – so nannte man das Gebiet der unteren Münsterstraße mit ihren angrenzenden Straßen und Gässchen – beizutragen und die gegenseitige Hilfsbereitschaft unter den Sandwegern zu fördern. In diesem Sinne ist auch die Vereinssatzung von 1897 abgefasst, die von den Gründern Statuten genannt wurde und die ihrem wesentlichen Inhalt nach hier auszugsweise wiedergegeben werden soll.
Es heißt wörtlich: Statuten für den Verein Einigkeit, gegründet 1897„Im südlichen Teile des Dorfes Greven hat sich ein Verein gebildet unter dem Namen ‚Einigkeit’, dessen Mitgliedern folgende Statuten zur Richtschnur dienen:§ 1 Der Verein soll dienen zur Aufrechterhaltung der Liebe und Einigkeit unter den Eingesessenen.§ 2 Alle Mitglieder sind verpflichtet, diesen Statuten pünktlich nachzukommen und aus allen Kräften die Zwecke des Vereins zu fördern.§ 3 Jeder Unbescholtene, aber nicht unter 17 Jahren, kann Mitglied des Vereins werden.§ 4 Das Revier des Vereins erstreckt sich von der Schöneflieth bis zum Kriegerdenkmal. Eingesessene südlich der Kirchstraße und Marktstraße können Mitglieder werden. Die §§ 5-7, 9, 12-13 sind durch Zeitablauf überholt und eignen sich nicht für eine Wiedergabe. Es heißt in § 8 Der Vorstand vertritt den Verein nach Innen und Außen, er hat für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Verein bei jeder Gelegenheit zu sorgen und darf deshalb unbedingten Gehorsam beanspruchen. § 13 Bei den Festen muss jedes Mitglied ein äußeres Abzeichen tragen. § 14 Stirbt ein Vereinsmitglied, so wird dasselbe von den Mitgliedern zur letzten Ruhestätte getragen, stirbt ein Angehöriger eines Vereinsmitgliedes, und derselbe in Verlegenheit ist um Träger, so ist der Verein bereit, diese Leiche ebenfalls zur letzten Ruhestätte zu schaffen.“
Obwohl sich der Sprachgebrauch im Laufe der Zeit gewandelt hat – wer spricht heute noch von „Eingesessenen“, „Unbescholtenen“ usw. -, so muss man doch mit Erstaunen feststellen dass die „Statuten“ über 100 Jahre hindurch bis heute in ihrem Kern gültig geblieben sind, wenn auch einzelne Sitten und Gebräuche sich geändert haben mögen.
So besteht der Vorstand heute nicht mehr auf unbedingten Gehorsam, die Unbescholtenheit wird beim Erwerb der Mitgliedschaft nicht mehr (wahrscheinlich auch damals nicht) durch Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses nachgeprüft, die Grenzen des Vereinsbezirks verlaufen anders und die Mitgliedschaft ist selbstverständlich nicht mehr vom Wohnsitz abhängig.
Die Vereinsgründung im Jahre 1897 konnte erst wirksam werden, nachdem die hohe Gemeindeobrigkeit eine entsprechende Genehmigung hierzu erteilt hatte. Nach vielen vergeblichen Bittgängen einzelner Mitbegründer wurde diese schließlich von dem derzeitigen Amtmann Zumloh ausgestellt.
Am 22. August 1897 konnte bereits das erste Schützenfest in der Vereinsgeschichte beim Gastwirt Pölking auf der Münsterstraße in einem dort aufgestellten Festzelt gefeiert werden. Der Verein zählte im Gründungsjahr immerhin schon 144 Mitglieder. Der erste Vorstand setzte sich aus folgenden Schützenbrüdern zusammen: Richard Jansen (1. Vorsitzender), Johann Twickler, Heinrich Osterbrink, Bernhard Keller, Bernhard Grube, Heinrich Pasing und Hermann Füchte.
In den über 100 Jahren unserer Vereinsgeschichte haben folgende Schützenbrüder die Leitung und Führung als erster Vorsitzender in die Hand genommen:1897 – 1900 Richard Jansen1900 – 1922 Hubert Goldschmiedt1922 – 1930 Johann Pieper1930 – 1932 Wilhelm Meibeck sen.1932 – 1934 Ferdinand Alfermann1934 – 1936 Bernhard Nolde1936 – 1949 Albert Lake1949 – 1951 Bernhard Nolde1951 – 1953 Wilhelm Meibeck jun.1953 – 1956 Heinrich Micke1956 – 1957 Joseph Wietheger1957 – 1959 Wilhelm Busch1959 – 1963 Erich Misera1963 – 1965 Johannes Baake1965 – 1968 Franz Inkmann1968 – 1987 Paul Ecke1987 – 1998 Clemens Knüver
Zu den wichtigsten Anschaffungen des Gründungsjahres 1897 gehört die erste Vereinsfahne, die einschließlich Schärpen 73,50 Goldmark kostete und leider durch Kriegseinwirkungen verlorengegangen ist. Die zweite, weitaus wertvollere Fahne erwarb der Verein im Jahre 1905 für 200 Goldmark. Die Bedeutung dieser Anschaffung für damalige Verhältnisse weiß man erst dann so richtig zu würdigen, wenn man sich vorstellt, dass die Gesamteinnahmen des Jahres 1905 nur 226 Goldmark betrugen, die überwiegend dazu verwandt wurden, das laufende Schützenfest zu finanzieren. Wahrscheinlich haben die Verantwortlichen auch damals schon einen Teil der erforderlichen Geldmittel durch Eintrittsgelder, Sonderumlagen und Spenden aufgebracht. Da der in den Vorkriegsjahren beschaffte Fahnenschrank in der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit zerstört wurde, stand der Vorstand in den ersten Nachkriegsjahren vor dem Problem, für die wertvolle Fahne eine geeignete und passende Aufbewahrungsmöglichkeit zu finden. Die Anschaffung eines neue Fahnenschrankes scheiterte zunächst immer wieder an den finanziellen Schwierigkeiten.
Nach vielen Mühen und Anstrengungen einiger Idealisten im Verein war es dann im Jahre 1957 endlich soweit. Ein prächtiger Schrank, nicht nur Schutzhülle für die kostbare Fahne und andere Vereinsrequisiten wie Schützenhüte, Gewehre, Schärpen usw., sondern auch ein sehenswertes Repräsentationsstück des Vereins, konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Leider gelang es in den darauf folgenden Jahren nicht, ihn an seinem angestammten Platz zu belassen. Durch widrige Umstände bedingt musste der Aufstellungsort bei unseren Vereinswirten mehrfach gewechselt werden.
Schließlich wurde der Schrank bei dem Schützenkameraden und zeitweiligen 1. Vorsitzenden Franz Inkmann privat untergebracht. In den 80er Jahren fand der Schrank in der Siedlerklause seine Bleibe. Durch Räumlichkeiten bedingt, musste der Schrank häufig versetzt werden, was natürlich nicht zu seiner Stabilität beitrug. Anfang der 90er Jahre stiftete der Schützenbruder und 1. Vorsitzende Clemens Knüver einen neuen, nur auf die Fahne zugeschnittenen Schrank. Er befindet sich noch heute an exponierter Stelle, gut sichtbar für Schützenbrüder und Gäste, in der Siedlerklause.
Im Mittelpunkt eines jeden Schützenfestes steht seit eh und je das Vogelschießen, das als sauberer Wettkampf ausgetragen wird und aus dem der beste Schütze als Sieger und damit König hervorgehen soll. Um die Königswürde kann sich jedes Mitglied bewerben, das die nach der Satzung vorgeschriebenen Voraussetzungen hierfür erfüllt. Dabei ist ohne jede Bedeutung, ob der jeweilige Bewerber finanziell gut oder schlecht gestellt ist. Um jedem Schützenkameraden die Teilnahme zu ermöglichen, sind die Kosten des Königsschießens bewusst niedrig gehalten. Jeder König erhält vom Verein seit Jahren einen Zuschuss, der zur Deckung zwangsläufig entstehender Aufwendungen nahezu ausreicht. Das Schützenfest kostet den König – zumindest in den letzten Jahren – kaum mehr als den aktiven Schützenkameraden, der an sämtlichen Veranstaltungen teilnimmt.
Der Bericht über das Vogelschießen wäre nicht vollständig, wollte man unseren Schießstand unerwähnt lassen. Bis in die fünfziger Jahre hinein kam man zum Vogelschießen noch mit einer einfachen Vogelstange aus Holz aus, die den unbestreitbaren Vorteil hatte, dass ihr Aufstellungsort schnell und ohne große Umstände und Kosten gewechselt werden konnte. Diese Flexibilität hat die Verhandlungsposition des Vorstandes in den betreffenden Jahren bei der Festvergabe an den jeweiligen Vereinswirt sicherlich erheblich gestärkt.
Bedingt durch eine kontinuierlich wachsende und immer spürbarer werdende einschneidende Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen seitens der Ordnungsbehörden wurde der Baue eines eigenen Schießstandes, bestehend aus einem Stahlgerüst und Kugelfang, immer dringlicher. Schließlich setzte die Generalversammlung am 30. März 1958 einen Schlusspunkt unter die langjährig geführte Diskussion um das Für und Wider und gab den Bau eines Schießstandes in Auftrag, der noch im gleichen Jahr fertig gestellt und in den Anlagen der Gaststätte Schöneflieth aufgestellt werden konnte. Mit Entsetzen stellte man jedoch fest, dass die tatsächlichen Herstellungskosten den ursprünglichen Kostenvoranschlag erheblich überschritten.
Die nicht mit einkalkulierten Mehrkosten brachten den Verein an den Rand des finanziellen Ruins. Erst nach langjährigen Bemühungen des Vorstandes, unterstützt durch namhafte Spenden der Industriefirmen Anton Cramer & Co. und Paul Sahle (je 500,- DM), gelang es, den Verein in finanzieller Hinsicht zu sanieren. Damit waren aber die Schwierigkeiten um den Schießstand noch nicht endgültig behoben; neue Probleme stellten sich ein. Infolge besonderer Umstände (Autobahnbaus usw.) musste der Standort des Schießstands mehrfach geändert werden. Neue, verschärfte Sicherheitsbestimmungen machten eine Verstärkung des Stahlgerüstes erforderlich, was wiederum mit erheblichen Kosten für den Verein verbunden war. Die Lösung all dieser Probleme wurde wesentlich erleichtert durch die Bereitschaft des verstorbenen Landwirts Felix Große Schulze Maestrup, der einen Teil des ihm gehörenden Hofes Böckmann für das jährlich wiederkehrende Vogelschießen zur Verfügung zu stellen.
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass die Familie Böckmann in all den Jahren, in denen sich ein Teil des Geschehens zum Schützenfest auf ihrem Hof abspielte, die zwangsläufig für sie auftretenden Unannehmlichkeiten widerspruchslos in Kauf genommen und durch manche Hilfeleistungen zum Gelingen der Schützenfeste beigetragen hat.
Zum weiteren Verbleib der Vogelstange und zu den wechselnden Festplätzen weiter unter Kapitel „Die letzten 25 Jahre“. Der äußere Ablauf und die Gestaltung der Schützenfeste haben sich im Laufe der Vereinsgeschichte wesentlich geändert. So mancher altvertraute Brauch der langjährigen Schützenfesttradition ist dem Zeitgeist zum Opfer gefallen, manches Neue ist jedoch auch hinzugekommen.
Traditionsgemäß wurde das Schützenfest bis einschließlich 1967 an den Wochentagen Sonntag und dem darauffolgenden Montag gefeiert, wobei das Vogelschießen sonntags und der Frühschoppen sowie das Kaffeetrinken mit Kinderbelustigung montags stattfanden. Am Samstagabend vor dem Schützenfest wurde zumeist ein öffentlicher Ball veranstaltet, um mit den dort entstehenden Überschüssen die Vereinskasse etwas aufzubessern, was allerdings zur vollen Zufriedenheit des Vorstands nur in den ersten Nachkriegsjahren gelang.
In der Generalversammlung am 06.04.1968 wurde dieser Festablauf grundlegend geändert und beschlossen, den arbeitsfreien Samstag in das Schützenfest mit einzubeziehen. Ab diesem Zeitpunkt finden der Festumzug mit dem Vogelschießen und der erste Königsball bereits samstags, der Gedenkgottesdienst, die Kaffeetafel und der zweite Königsball sonntags und der Frühschoppen Montags statt. Diese Neuregelung hat sich in den vergangenen Jahren bestens bewährt. Ein alter Brauch, das „Schützenfest begraben“ – verbunden mit einem nach dem Schützenfest stattfindenden Tanzabend -, musste mangels ausreichender Beteiligung im Jahre 1962 aufgegeben werden.
Auch der Weckruf des Ehrenzuges (Spielmannszug und Ehrenkompanie) am Schützenfestsonntag erschien nicht mehr zeitgemäß und konnte deshalb nicht mehr beibehalten werden. Bis 1967 wurde der Frühschoppen in Form eines Umzuges durch den Vereinsbezirk durchgeführt bei dem sämtliche Gaststätten im Südviertel kurz besucht wurden. Aus Zeitgründen fielen diese Besuche manchmal so kurz aus, dass man nicht einmal dazu kam, in Ruhe ein Bier zu trinken. Da der Frühschoppen von Jahr zu Jahr immer weniger Anklang fand, entschloss sich die Generalversammlung am 06.04.1968 zu einer drastischen Änderung.
Entsprechend dem Versammlungsbeschluss treffen sich die Schützenbrüder seit 1968 zu ihrem traditionellen Frühschoppen auf dem Festplatz. Mit Einführung des „Fässchenschießens“ traf man sich an der Gaststätte „Treppchen“, um von dort aus dem letztjährigen Fässchenkönig einen Besuch abzustatten. Nach der Einnahme des Katerfrühstücks ging es dann zum Festplatz, wo bei einem gemütlichen Frühschoppen der neue Fässchenkönig und in den letzten Jahren eine „Drachenkönigen“ ermittelt werden.
Im Jahre 1967 wurde nach langer Zeit erstmals wieder ein „Bunter Nachmittag“ für unsere älteren Schützenkameraden gestaltet, der von den zahlreichen Besuchern mit Beifall aufgenommen wurde. Der Unterhaltungsnachmittag wurde im Jahre 1968 wiederholt, musste dann aber wegen zu geringer Beteiligung wieder eingestellt werden.
In neuerer Zeit erfreut er sich, im zweijährigen Rhythmus, aber größter Beliebtheit, ebenso wie das „Kaffeetrinken“ mit Kinderbelustigung und Kinderschützenfest am Schützenfestsonntag.
Zum Schützenfest selbst ist noch anzumerken, dass die Saalfrage seit Ende 1966, als der Saalbau Winninghoff seine Tore schloss, sich immer wieder als das Problem Nr. 1 darstelltet, das es vom Vorstand zu lösen galt. Da in Greven für unseren großen Verein ein geeigneter Saal nicht mehr zur Verfügung steht, musste das Winterfest im Jahre 1967 sogar in Handorf (Gaststätte Vennemann) gefeiert werden; hierzu mussten acht Omnibusse eingesetzt werden. In den letzten Jahren wurde eine Dauerlösung in der Weise gefunden, dass die Festbälle zum Schützenfest im Festzelt und die Winterfest im Kolpinghaus stattfinden.
Der Schützenverein „ Einigkeit“ Sandweg Greven zählt im 100.-Jubiläumsjahr über 400 aktive Mitglieder. Ein überzeugender Beweis dafür, dass der alte Schützengeist über Jahrzehnte hinweg lebendig geblieben ist. Die beiden Weltkriege haben das Vereinsleben zwar für eine Reihe von Jahren unterbrochen, den Bestand des Vereins aber nicht ernsthaft gefährden können, weil immer wieder Schützenbrüder in selbstlosem Einsatz für die Belange des Vereins eingetreten sind, sei es im Vorstand, im militärischen Vorstand, im Spielmannszug und in der Schießgruppe, beim Zeltaufbau, in der Ehrenkompanie oder bei sonstigen Gelegenheiten.
Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit zum Wohle des Vereins. Möge dem Verein diese Einsatzbereitschaft auch für die Zukunft erhalten bleiben.